Mai 2017, Fantasy-Roman
Formate: E-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Er ist der letzte der Vocairu – der Dunkelelfen.
Verborgen im Schatten, sinnt er auf Rache an den fünf Elfenclans, die die Vocairu einst bezwangen und ihre Pläne zunichtemachten. Mit Hilfe der finsteren Magie seiner schwarzen Quelle sät er Hass und Zwietracht unter den Führern der Clans, um die Elfenvölker gegeneinander aufzuhetzen und in einen blutigen Krieg zu treiben.
Auch Vian, ein junger Mann vom Clan der Feuerelfen, wird von dem Vocairu in sein erbarmungsloses Spiel hineingezwungen – ein Spiel, bei dem jeder Zug seines Gegners tödlich ist.
Wird es Vian gelingen, den Schleier aus Lug und Täuschung zu zerreißen und den Vocairu aufzuhalten, oder wird er im Mahlstrom des unerbittlich heraufziehenden Krieges untergehen?
Leseprobe: Der Dunkelelf
„Der Dunkelelf“ auf amazon
Der Dunkelelf als Hörbuch
Coverbild: fotolia, „Man in black cloak standing against burning forest, illustration“ von grandfailure, Nr. 114455368
Covergestaltung: Susanne Gavénis
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Wie die Welt so spielt: Eine der wichtigsten Inspirationsquellen für meinen Roman „Shai’lanhal“ war ein Poster eines Videospielmagazins, das einen Kämpfer zeigt, der vor Feuer von innen zu glühen scheint. Meine Geschichte hat nun den Künstler Uwe Schaaf, der die Cover zum „Gambler-Zyklus“ und zum „Wächter des Elfenhains“ gestaltet hat, wiederum zu dem folgenden Bild mit dem Titel „Yinyal“ inspiriert:
Hier noch einmal der Link zur Webseite Augensound, wo der Künstler Uwe Schaaf viele seiner Renderings präsentiert:
Dem einen oder anderen Leser mag es ein wenig befremdlich erscheinen, dass Andion eine so starke Abneigung gegen Eisen hat. Eine solche instinktive Abwehrreaktion auf die Gegenwart von metallischen Gegenständen wirkt seltsam und willkürlich, doch bei diesem Detail der Geschichte habe ich mich eng an die irischen Feen- und Elfensagen angelehnt. Dort wird den Elfen von je her eine Abneigung gegen Eisen und andere Metalle nachgesagt, und auch im Volksglauben selbst spiegelt sich diese Auffassung wider. So war es zum Beispiel früher in Irland Brauch, eine Feuerzange oder ein anderes Stück Eisen auf die Wiege eines Säuglings zu legen, um zu verhindern, dass die Elfen das Kind stehlen und gegen einen bösartigen Wechselbalg austauschen konnten. Ebenso war es möglich, den Zauberbann einer Fee durch die Berührung mit Eisen zu brechen oder sich auf diese Weise Zugang zu einem Feenhügel zu verschaffen.
Die schwierige Beziehung zwischen Elfen und Eisen lässt sich auf verschiedene Arten erklären. Die eine Deutung – der ich auch im „Wächter des Elfenhains“ gefolgt bin – favorisiert eine eher allgemeine soziologische Betrachtungsweise und sieht in der Abneigung der Elfen gegen Eisen ein Symbol für den Siegeszug der menschlichen Zivilisation, die die Natur und ihre Lebewesen mehr und mehr an den Rand drängt und ihrer Existenzgrundlage beraubt. In diesem Sinne stünde das Eisen stellvertretend für technologischen Fortschritt, Wissenschaft und Rationalität, die den Menschen immer stärker aus der ursprünglichen Einheit und Harmonie mit der ihn umgebenden Natur herausfallen lassen.
Die andere Deutungsrichtung ist mehr religionssoziologisch orientiert. Als symbolische Vertreter früher matriarchaler, d.h. von der Verehrung der „Großen Mutter“ geprägter, Religionen und Kulturen seien die Elfen, so wird angenommen, im Lauf der menschlichen Entwicklung vom männlichen Intellekt und der patriarchalen Gottesvorstellung unterworfen und letztlich ausgelöscht worden. Das „weibliche Prinzip“ musste dem eisernen Schwert des Mannes weichen, der rücksichtslos seine Vorstellungen von der Beherrschung und Manipulation der Welt durchgesetzt hat. In dieser Sichtweise ist die Antipathie der Elfen gegen Eisen Ausdruck eines Kampfes zweier fundamental verschiedener Religions- und Gottesauffassungen.
Wie viel symbolische Bedeutungen man tatsächlich aus den Feen- und Elfenmärchen herauslesen kann, ist natürlich eine schwierige Frage, die auch die Wissenschaft vermutlich niemals abschließend wird beantworten können. Auf alle Fälle sind die tief verwurzelten Überzeugungen des Volksglaubens, der sich seinerseits in einem ständigen kreativen Wandlungsprozess und Austausch mit den sich verändernden Lebensbedingungen der Menschen befindet, für jeden Fantasy-Autor eine stete und unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Und zumindest in der Fantasy sind die Elfen und Feen, allen eisernen Schwertern zum Trotz, immer noch sehr lebendig.
Vor ein paar Tagen fragte mich ein Leser, ob mir denn aufgefallen sei, dass „Wächter des Elfenhains“, was das Grundsetting der Geschichte angeht, eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den Terminator-Filmen habe. Das war eine interessante Frage, da ich bei der Beschreibung des Antagonisten tatsächlich des öfteren das Bild des T-1000 vor Augen hatte, wie er gerade in vollem Spurt die Straße entlangrast, um John Connor auf dem fliehenden Motorrad zu erwischen. Mir war von Anfang an klar, dass Ogaire, der Bösewicht der Geschichte, sehr bedrohlich und unerbittlich wirken musste, vor allem, da er nur in einer Handvoll Szenen überhaupt mitspielt. Umso wichtiger war es, dass seine Präsenz in der Handlung für den Leser intensiv spürbar sein musste.
Durch meine Darstellung dieser Figur Assoziationen zu den Terminator-Filmen zu erzeugen, lag da tatsächlich nahe, denn bei kaum einer anderen Geschichte ist die Bedrohung des Protagonisten durch den Bösewicht derart schnörkellos und mit einer solchen Wucht inszeniert worden. Der T-1000 hat ein klares Ziel, das er kompromisslos verfolgt, und der gesamte Rest der Geschichte ordnet sich dieser Kompromisslosigkeit unter. Das gleiche Gefühl sollten auch die Leser des „Wächter des Elfenhains“ haben, wenn es um Ogaire ging. Von daher hatte mein Leser durchaus recht mit seinem Eindruck. Auch das Grundsetting selbst ist durchaus mit den Terminator-Filmen zu vergleichen: Ein jugendlicher Protagonist, der mit seiner Mutter auf der Flucht vor seinem Vater ist, der ihn erbarmungslos jagt und sich dabei nicht scheut, über Leichen zu gehen.
Was natürlich deutlich über dieses Grundsetting hinausgeht, ist der ganze Aspekt mit dem Elfenhain und der Anderswelt. Gerade die Suche Andions nach seiner eigenen Identität mitsamt der Konflikte, die sich daraus für ihn ergeben, war für mich eine zentrale Motivation, die Geschichte zu schreiben. Hier zeigt sich dann doch, dass ein Roman weitaus mehr Möglichkeiten bietet als ein Film, die Entwicklung einer Figur zu beschreiben, und hier enden auch die Gemeinsamkeiten zwischen dem „Wächter des Elfenhains“ und dem „Terminator“. Dennoch empfinde ich es als ein Kompliment, wenn sich die Leser bei ihrer Lektüre des Romans hin und wieder an Arnie und den guten alten T-1000 erinnert fühlen.
Als ich den Roman in der Planungsphase hatte, war mir eines völlig klar: Ich wollte eine Geschichte mit handtellergroßen, zierlichen Feenwesen schreiben. Doch als ich mit dieser Idee in das Brainstorming mit meinen beiden wichtigsten Probelesern ging, erwartete mich völlig überraschend heftiger Gegenwind. Kleine Feen seien doch zu märchenhaft (den wahren Wortlaut übergehe ich an dieser Stelle lieber) und nicht für eine ernst zu nehmende Geschichte geeignet. Zunächst einmal schweren Herzens schwenkte ich dann also auf die Darstellung menschengroßer Elfen um, doch es nagte lange Zeit an mir, dass ich mir meine ursprüngliche Idee hatte ausreden lassen.
Zum Glück ist es mir trotzdem gelungen, auch beim „Wächter des Elfenhains“ die Freude beim Schreiben zu finden, die mich überhaupt erst dazu motiviert, Geschichten zu Papier zu bringen. Es ist zwar nicht die Geschichte, die ich ursprünglich hatte erzählen wollen, doch durch die wohlvertraute Eigendynamik der Figuren wurde eine wirklich nette Story daraus – obwohl, wie ich zugeben muss, die besonders anfangs vorherrschende düstere Atmosphäre wohl meiner Trauer um die verloren gegangene Idee zuzuschreiben ist.
Und heute kann ich selbstbewusst sagen: Die Geschichte mit den zierlichen Feenwesen befindet sich noch in der Warteschleife. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben.
Relaunch Juni 2018, Fantasy-Roman
Von der Welt der Menschen durch einen Nebel aus Zeit und Raum getrennt, existiert die Anderswelt – das Reich der Elfen und Feen. Doch anders als früher haben die Elfen längst jedes Interesse an den Geschicken der Menschen verloren, und Verachtung und Misstrauen haben in ihre Herzen Einzug gehalten.
Da erwächst aus ihren eigenen Reihen eine Gefahr, mit der niemand gerechnet hätte: Ogaire, Nachkomme einer mächtigen Elfenfamilie, vergiftet das Herz des Elfenwaldes und flieht in die Menschenwelt, um dort seine finsteren Pläne weiter voranzutreiben.
Während das Ende des Elfenvolkes unabwendbar scheint, wächst an einem anderen Ort ein Kind mit merkwürdigen Fähigkeiten heran: Andion, der seit dem Tag seiner Geburt mit seiner Mutter auf der Flucht ist – auf der Flucht vor seinem Vater.
Ein gnadenloses Duell mit seinem unheimlichen Verfolger entbrennt, und schnell begreift Andion, dass die einzige Hoffnung auf Rettung ausgerechnet in den Märchen seiner Kindheit liegt – und dass sein eigenes Schicksal und das der Elfen enger miteinander verbunden sind, als er je zu träumen gewagt hat.
Leseprobe: Wächter des Elfenhains
Es handelt sich bei diesem Roman um eine Elfengeschichte der etwas dunkleren Art, die zum Teil in der von irischen Feenmärchen inspirierten Anderswelt und zum Teil in der Menschenwelt spielt.
Hörprobe:
Das Coverbild erstellte der Künstler Uwe Schaaf.
Den „Wächter des Elfenhains“ finden Sie bei amazon
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April 2016, Fantasy-Roman
Seit Anbeginn der Zeit tobt auf der Erde die Schlacht zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis.
Der sechzehnjährige Shaan wird von seinem Vater seit seiner Geburt mit grausamer Härte auf seine ihm vom Schicksal bestimmte Aufgabe vorbereitet: Er ist auserwählt, die Kriegerin des Lichts zu beschützen, bis sie stark genug ist, sich ihrem Gegner, dem schrecklichen Yinyal, in einem Kampf auf Leben und Tod um die Zukunft der Menschheit zu stellen.
Wird es Shaan trotz seiner Ängste und Zweifel gelingen, seine Schutzbefohlene vor den Angriffen ihrer Feinde zu bewahren, oder wird die Welt in Dunkelheit und Chaos versinken?
Leseprobe Shai’lanhal – Die Legende vom ewigen Kampf
Shai’lanhal auf amazon
Coverbild: fotolia, „Fantasy warrior armored woman attack with fire chains action illustration“, #85842437, breakermaximus
Covergestaltung: Susanne Gavénis
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Die Rezensionen beziehen sich z.T. auf die 1. Auflage von Shaans Bürde (Hardcover, Schweitzerhaus-Verlag). Die Neuauflage als ebook ist demgegenüber inhaltlich nur leicht verändert.
Hier finden Sie die beiden von mir verfassten Charmed-Romane. Viel Spaß beim Lesen.
Der Seelenspiegel
In dieser Geschichte dreht sich alles um den bei vielen Charmed-Fans sehr beliebten Halb-Dämon Cole Turner und sein Ringen um Menschlichkeit. Bei ihrem Versuch, Cole aus den Fängen eines finsteren Hexenmeisters zu befreien, erleben die drei Schwestern wichtige Wendepunkte in Coles Vergangenheit hautnah mit – was vor allem Phoebes Liebe zu ihm auf eine harte Probe stellt.
Roman: Der Seelenspiegel
Der dunkle Pakt
In der zweiten Geschichte machen Phoebe, Piper und Paige Bekanntschaft mit einem jungen Zauberer aus einer Paralleldimension, der sich mit der Bitte um Hilfe an sie wendet. Doch ein paar mächtige Dämonen verfolgen mit dem Magier ihre eigenen Pläne, wodurch seine Welt in höchste Gefahr gerät.
Roman: Der dunkle Pakt
Es hat schon häufig Fantasy-Geschichten gegeben, in denen ein prophezeiter Held die Welt vor der sicheren Zerstörung retten musste. Je nach Zielsetzung des Autors gelang ihm dies oder auch nicht, eines jedoch ist jenen Geschichten stets gemein: Der Held ist nicht allein unterwegs, sondern stützt sich bei der Erfüllung seiner Mission auf Kameraden, die ihn begleiten, ihm helfen und oft sogar beschützen.
Nur selten erfahren jene Figuren jedoch große Anerkennung oder Aufmerksamkeit, und man könnte sogar den Eindruck gewinnen, ihr höchst möglicher Lohn bestünde darin, sich in einem letzten Akt der Ergebenheit für den Helden zu opfern. Diese „Randfiguren“ besitzen schon seit langem meine Sympathie, und letztlich wurde daraus der Wunsch geboren, eine Geschichte zu schreiben, in der nicht der prophezeite Held, sondern sein Begleiter und Beschützer im Mittelpunkt steht.
Daher ist der Roman „Shaans Bürde“ so konzipiert, dass Shaan über lange Zeit allein die Handlung trägt, während Deleja bis zum Schluss über die tatsächlichen Vorgänge im Unklaren ist und letztlich nur einen einzigen Kampf ausfechten muss, wohingegen Shaan über die gesamte Geschichte hinweg den mörderischen Zielen der Gegenseite Widerstand leisten muss.
Nachdem ich die Entscheidung gefällt hatte, Shaan in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen, musste ich mir überlegen, wie ich seine Figur so gestalten kann, dass sie im Verlauf des Romans einer maximalen Zerreißprobe ausgesetzt sein wird. Da der Hauptteil der Geschichte in einer vergleichsweise großen Stadt spielt, lag es nahe, Shaan in völliger Abgeschiedenheit aufwachsen zu lassen, damit Unwissenheit und fehlende Erfahrungen sein Tun erschweren und seine Handlungsmöglichkeiten einschränken, denn andererseits ist er, da er – mit Ausnahme der Shai’yinyal – der einzige ist, der über magische Kräfte verfügt, jedem, dem er auf seinen Reisen begegnet, bei weitem überlegen. Durch seine Unerfahrenheit im sozialen Bereich wird diese Überlegenheit bereits aufgeweicht, doch das genügte mir noch nicht. Shaan sollte noch ein weiteres Handikap bekommen – und dieses war sein Vater. Durch dessen Ablehnung und harsche Erziehung verlor Shaan jegliches Vertrauen in sich selbst, sodass er trotz all seiner Macht niemals sicher sein konnte, ob er diese in einer Gefahrensituation auch richtig einsetzt. So wurde er zu einem Helden, der sich selbst so gar nicht heldenhaft fühlte.
Schon öfters wurde ich gefragt, wieso der Kampf zwischen Shaan und seiner Widersacherin überhaupt so strengen Regeln unterliegt. Ein Grund dafür liegt in der Natur der Geschichte: Da die Mächte des Guten und des Bösen schon so lange nicht mehr direkt in der Welt präsent waren, wäre es nicht stimmig gewesen, wenn ihre Existenz im Verlauf des Kampfes wieder allen gewahr werden würde, daher zwingen die Regeln den Kampf ins Verborgene.
Der zweite und wichtigere Grund liegt allerdings in der Konzeption der Hauptfigur: Shaan sollte ein Mensch sein, der sich selbst gar nichts zutraut, schon gar nicht, dass er in der Lage ist, die Welt zu retten. Diese Bürde wäre für ihn jedoch erheblich leichter zu tragen gewesen, wenn es viele Menschen gegeben hätte, die von dem bevorstehenden Kampf gewusst hätten, denn dann hätte er auf die Hilfe und Unterstützung anderer zurückgreifen können. Die Regeln des Kampfes jedoch verhinderten dies und so blieb Shaan mit der Verantwortung für das Schicksal der Welt völlig alleingelassen.
Magie erscheint in der Fantasy-Literatur in höchst unterschiedlichen Formen, und nicht selten bekommt man den Eindruck, die Möglichkeiten der Magie seien letztlich nur durch die Fantasie des Autors bzw. der Protagonisten begrenzt. Ein Problem einer solchen Magie ist jedoch, dass sie sich letztlich keinen erkennbaren Regeln unterwirft, und dies macht sie innerhalb einer Geschichte schwer handhabbar.
Es ist für die Leser z.B. schwer einzuschätzen, was eine regellose Magie bewirken kann und wo ihre Grenzen liegen, und vermutlich hat sich jeder schon einmal bei der einen oder anderen Fantasy-Geschichte gefragt, warum der Held nicht einfach seine Zauberkräfte benutzt, um sich aus einer misslichen Lage zu befreien, da diesen im bisherigen Verlauf des Romans keine Beschränkungen auferlegt worden waren, die ein solches Handeln unmöglich gemacht hätten.
Elementmagie ist in dieser Hinsicht klarer, da sie letztlich, trotz des magischen Zugriffs, den gängigen Naturgesetzen folgt. Wasser kann Flammen löschen, zu große Hitze aber verdampft das Wasser, um nur ein Beispiel zu nennen. So wird besser einschätzbar, was möglich ist und was nicht. Allerdings sind die Elemente trotz ihrer klar definierbaren Wechselwirkungen miteinander immer noch sehr starke, zerstörerische Gewalten, und so habe ich eine weitere Begrenzung eingebaut, damit es der Shai’yinal etwa nicht möglich ist, ganz Golgamat in einem einzigen, gewaltigen Erdbeben zu vernichten und so auch Deleja zu töten.
Die Benutzung der Magie zehrt an der Lebenskraft, so dass Shaan und auch die Shai’yinyal zwar große, aber nicht unendliche Macht entfesseln können. Shaan bekommt dies im Verlauf der Geschichte mehrfach schmerzlich zu spüren, als er seine Macht über Gebühr hinaus ausreizt und so seinen Körper an die Grenze des Todes bringt, und auch wenn dies nicht offen diskutiert wird, werden auch die Handlungen der Shai’yinyal auf diese Weise begrenzt.
Einigen Lesern war dieses Konzept nicht deutlich genug. Sie wünschten zu erfahren, wieso die Mächte auf die Idee kamen, Menschen zu ihren Stellvertretern zu ernennen, und auf welche Weise dies geschah. Natürlich habe ich mir diese Fragen bei der Konzeption des Buches ebenfalls gestellt, mich letztlich aber bewusst dagegen entschieden, sie innerhalb der Geschichte ausführlich zu diskutieren.
Fakt ist, dass die Mächte des Guten und des Bösen nicht mehr direkt in der Welt präsent sind. Tatsächlich liegt ihr letztes Erscheinen schon ewig lange zurück und geht mit dem Entstehen der Menschheit selbst einher. Letztlich repräsentieren sie die gewaltigen, zerstörerischen, aber auch schöpferischen Kräfte, die die Welt in ihrer heutigen Form erst hervorgebracht haben. Wäre ihre Präsenz in der Gestalt zweier Lager, die sich in tödlicher Feindschaft gegenüberstehen und einander bis aufs Blut bekämpfen, bis in die Gegenwart hinein ungebrochen geblieben, hätte das Antlitz der Welt sich niemals so stabilisiert, dass Menschen auf ihr hätten leben können.
Doch dieser Ansatz ist recht naturwissenschaftsphilosophisch, und es schien mir nicht glaubwürdig, dass Shaan, der so isoliert aufgewachsen ist und von seinem Vater nur das notwendigste Wissen gelehrt bekommen hat, solche Gedanken hegen könnte. Die Motive und Handlungen jener fernen, unerreichbaren Mächte zu hinterfragen, wäre für Shaan gleichbedeutend damit gewesen, seine Aufgabe selbst anzuzweifeln – und dies war ihm schlichtweg nicht möglich, da er zum einen sein gesamtes Leben allein für die Erfüllung seiner Pflicht trainiert worden ist, zum anderen waren seine magischen Fähigkeiten ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die Macht des Guten durch seine Familie und letztlich durch ihn wirkt.
Die Macht des Guten zu hinterfragen, wäre Shaan zweifellos auch wie ein Sakrileg erschienen – eine göttliche Kraft hat ihm einen Teil ihrer Macht verliehen und eine Aufgabe erteilt, wie könnte er es da wagen, von ihr zu fordern, sich ihm ausführlich zu erklären?
Die Shai’yinyal taucht in der Geschichte tatsächlich nur als schattenhafte Figur auf, die weder eine eigene Perspektive besitzt noch auch nur einen einzigen Dialog bekommt. Ich habe diese Darstellung gewählt, weil Marna eine zweifellos problematische Figur ist. Sie ist im gleichen Alter wie Shaan, also gerade einmal sechzehn Jahre alt, trotzdem setzt sie ihre Magie so rücksichtslos und brutal ein, dass sie jedem klassischen Serienkiller alle Ehre machen würde. Ihren Charakter näher zu beschreiben hätte unmittelbar nötig gemacht, auch auf ihr Heranwachsen einzugehen, ähnlich wie dies bei Shaan geschehen ist, und das hätte nach meinem Empfinden den Fokus der Geschichte zu sehr von Shaan entfernt. Zudem besitzt Marnas schattenhafter Auftritt einen weiteren Vorteil: Sie kann viel direkter als Vertreter der bösen Macht empfunden werden, da man nur ihre Handlungen sieht; alles, was sie menschlicher machen könnte, also ihre Gedanken und Gefühle, lernt man niemals kennen, so dass es ein wenig so wirkt, als besäße sie diese menschlichen Qualitäten nicht einmal. Die Bedrohung, die von ihr ausgeht, wird so, so hoffe ich zumindest, noch stärker betont.
Im Verlauf der Geschichte hat Deleja häufiger Albträume, die sie vor dem Wirken der Shai’yinyal warnen und ihr auch Shaans Rolle als ihr Beschützer offenbaren. Auf einer oberflächlichen Ebene betrachtet, scheint es so zu sein, als würde Deleja in ihren Träumen lediglich die Furcht ausagieren, die sie angesichts der unheimlichen Ereignisse in Golgamat empfindet, doch tatsächlich ist in diesen Träumen Wissen über ihre Bestimmung als Lanhal verborgen, das Deleja zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht haben kann. Hier soll sich, wie auch in einigen anderen Aspekten, die indirekte Einflussnahme der Macht des Guten zeigen. Die gibt, obwohl sie niemals offen zu Tage tritt, Deleja dennoch versteckte Hinweise und unterstützt so Shaan bei seinen Bemühungen, Deleja an ihre wahre Bestimmung heranzuführen. Auf dieselbe Weise wirkt im übrigen auch die Macht des Bösen auf Marna und Enjun ein, doch dies ist eine andere Geschichte.
Die beiden jungen Männer, die Deleja bedrohen, könnten kaum unterschiedlicher sein. Enjun ist impulsiv, hitzköpfig und stets gewaltbereit, Trist dagegen ist kontrolliert, kühl und arrogant. In Enjuns Naturell sollten sich die Elemente Feuer und Erde widerspiegeln. Sein Zorn kann so plötzlich explodieren wie ein Vulkan, der glühend heiße Lava ausspuckt, und seine Kraft sollte so überwältigend sein wie ein Erdrutsch, der alles unter sich begräbt.
Trist musste dagegen ein eher verkopfter, intellektueller Charakter sein, zum einen, um sich klar von Enjun zu unterscheiden, zum anderen aber auch, um glaubwürdig erscheinen zu lassen, dass Delejas Vater sie mit Trist vermählen wollte. Einem Mann wie Enjun hatte Morujan Albite seine Tochter niemals anvertraut – und sein Unternehmen natürlich auch nicht.
Es wäre problematisch gewesen, Enjun schon vor der letzten Schlacht als dauerhaften Gegner für Deleja einzuführen, denn das hätte Shaan zum einen niemals zugelassen, zum anderen wäre er dadurch zu menschlich erschienen, also habe ich mich dafür entschieden, auch Enjun nur sehr sporadisch auftreten zu lassen. Letztlich lernt man ihn und sein zweifelhaftes Auftreten nur in einer einzigen Szene genauer kennen, während er im letzten Kampf eher wie eine entfesselte Naturgewalt wirken soll. Dieser Kontrast wäre gebrochen worden, hätte es mehr Szenen mit Enjun im Vorfeld gegeben.
Um trotzdem eine dauerhafte Bedrohung für Deleja aufzubauen, die über das Wirken der Shai’yinyal hinausgeht, und nicht zuletzt, um Shaan noch ein paar mehr Steine in den Weg zu legen, habe ich deshalb Trist ins Spiel gebracht. Seine Taten gegenüber Deleja und Shaan sind es letztlich, die Deleja dazu zwingen, persönlich zu reifen und einen eigenen, festeren Standpunkt einzunehmen.
Neben der Elementarmagie beherrschen Shaan und Marna noch eine Form der Suggestionsmagie. Sie können, wenn auch nur stets einen einzigen Menschen zur gleichen Zeit, eine Person vollständig unter ihre Kontrolle bringen und glauben und tun lassen, was immer ihnen beliebt. Diese Magie ist ein weiteres Geschenk der Mächte des Guten und des Bösen, das sie erhalten haben, damit sie ihre Aufgabe im Verborgenen erfüllen können. Die Elementmagie ist sehr stark und spektakulär und eignet sich daher letztlich nur für wenige Momente des Kampfes, die Suggestionsmagie hingegen ermöglicht es den Shais, die letzte Konfrontation auf die von ihnen gewünschte Weise vorzubereiten. Shaan hat sie etwa dafür eingesetzt, sich einen Platz in Delejas Nähe zu sichern, Marna dagegen setzte sie vor allem dafür ein, Angriffe auf die Mädchen zu führen, die sie für die Inkarnation des Guten hielt, ohne dabei selbst aus der Deckung treten zu müssen. Für mich als Autor war die Suggestionsmagie also durchaus ein Trick, mit dem ich die Geschichte handhabbarer und hoffentlich auch spannender gestalten konnte, denn letztlich wurde vor allem durch sie möglich, eine direkte Konfrontation der Shais lange hinauszuzögern und die bedrohliche Lage, in der Shaan und Deleja sich befanden, dennoch umfassend zu gestalten.
Die Seeschwalbe ist ein Vogel, der als Küsten- und Inselbewohner meinem Empfinden nach die Elemente Wind und Wasser gut repräsentiert. Ähnliches gilt auch für die Möwen, allerdings sind diese doch meist größer, plumper und nicht so zierlich und grazil wie viele Seeschwalbenarten. In der Geschichte kommen dem Motiv der Seeschwalbe zwei Bedeutungen zu: Zum einen heißt Shaan übersetzt Seeschwalbe, in Shaans Namen findet sich also bereits ein enger Bezug zu den beiden Elementen, die er zu beherrschen vermag; zum anderen hat die Macht des Guten die Gestalt der Seeschwalbe gewählt, um verborgen im Verlauf der Geschichte in Erscheinung zu treten. Oft ist sie nur eine Präsenz weit entfernt am Himmel, einmal leistet sie Deleja jedoch bei ihren sorgenvollen Gedanken Gesellschaft, und nicht zuletzt ist es die Feder einer Seeschwalbe, die Shaan nach dem letzten Kampf vor dem Tod bewahrt. Letztlich war die Seeschwalbe für mich eine Möglichkeit, Shaan die volle Verantwortung für die Zukunft der Welt tragen zu lassen, ohne dass gleichzeitig das Gefühl aufkommt, dass die Macht, für die er kämpft, ihn im Stich lässt.
Letztlich lässt sich dies leicht beantworten: Magie ist Macht und Macht neigt dazu, Menschen zu korrumpieren, vor allem, wenn es so große Macht ist und noch dazu nur wenige über sie verfügen. In einer Welt, in der die Seite des Bösen gesiegt hätte, gäbe es also magiebegabte Menschen, aber nur die wenigsten dieser Menschen würden wohl ihre Gabe zum Wohle aller nutzen. Viel wahrscheinlicher wäre es, dass sie sie einsetzen, um Menschen ohne Macht zu unterjochen, und nur einen winzigen Schritt weiter führt dies dann dazu, dass die Magier beginnen, einander zu bekämpfen, um ihre Territorien und ihren Einfluss auszuweiten. Eine Welt des Bösen wäre also durch die Präsenz der Magie eine Welt, in der ständig Kriege tobten und in der die Mehrzahl der Menschen der Willkür einiger schutzlos ausgeliefert wäre. Im Grunde steckt ein Gedanke dahinter, der mir häufig in den Sinn kommt, wenn ich in den Nachrichten von einer Naturkatastrophe gehört habe: Die Natur ist so gewaltig und unberechenbar, dass sie alles, was menschliche Zivilisation und menschliches Leben ausmacht, einfach wegspülen, zerreißen, zermalmen oder begraben kann, dabei wirken diese Kräfte völlig ungerichtet. Wie viel schlimmer aber würden solche Katastrophen ausfallen, wenn sie von einem menschlichen Willen gesteuert würden, der ein Maximum an Zerstörung im Sinn hat?
Shaan und Deleja sind recht untadelige Charaktere, ihnen könnte man zutrauen, dass sie ihre Magie niemals zum reinen Selbstzweck einsetzen oder gar in zerstörerischer Absicht gegen andere richten. Vor allem Shaan ist immerhin mit dem Gedanken aufgewachsen, dass seine Gabe allein dazu dient, Deleja, aber auch alle anderen Menschen zu beschützen. Aber eben da liegt auch das Problem: Hätten Shaan und Deleja auch nach dem letzten Kampf noch über Magie verfügt, hätte weiterhin eine große Verantwortung auf ihren Schultern gelastet. Als einzige Magier der Welt hätten sie Dinge tun können, zu denen niemand anderer in der Lage gewesen wäre, und das wäre ihnen stets schmerzlich bewusst gewesen. Ein normales Leben, in dem sie beide für einander da sein und ihre Liebe genießen können, wäre für sie unter diesen Umständen nicht möglich gewesen. Erst nachdem das Joch der Magie von ihnen genommen worden war, konnten sie wirklich ihr Glück finden und leben.