Einigen Lesern war dieses Konzept nicht deutlich genug. Sie wünschten zu erfahren, wieso die Mächte auf die Idee kamen, Menschen zu ihren Stellvertretern zu ernennen, und auf welche Weise dies geschah. Natürlich habe ich mir diese Fragen bei der Konzeption des Buches ebenfalls gestellt, mich letztlich aber bewusst dagegen entschieden, sie innerhalb der Geschichte ausführlich zu diskutieren.
Fakt ist, dass die Mächte des Guten und des Bösen nicht mehr direkt in der Welt präsent sind. Tatsächlich liegt ihr letztes Erscheinen schon ewig lange zurück und geht mit dem Entstehen der Menschheit selbst einher. Letztlich repräsentieren sie die gewaltigen, zerstörerischen, aber auch schöpferischen Kräfte, die die Welt in ihrer heutigen Form erst hervorgebracht haben. Wäre ihre Präsenz in der Gestalt zweier Lager, die sich in tödlicher Feindschaft gegenüberstehen und einander bis aufs Blut bekämpfen, bis in die Gegenwart hinein ungebrochen geblieben, hätte das Antlitz der Welt sich niemals so stabilisiert, dass Menschen auf ihr hätten leben können.
Doch dieser Ansatz ist recht naturwissenschaftsphilosophisch, und es schien mir nicht glaubwürdig, dass Shaan, der so isoliert aufgewachsen ist und von seinem Vater nur das notwendigste Wissen gelehrt bekommen hat, solche Gedanken hegen könnte. Die Motive und Handlungen jener fernen, unerreichbaren Mächte zu hinterfragen, wäre für Shaan gleichbedeutend damit gewesen, seine Aufgabe selbst anzuzweifeln – und dies war ihm schlichtweg nicht möglich, da er zum einen sein gesamtes Leben allein für die Erfüllung seiner Pflicht trainiert worden ist, zum anderen waren seine magischen Fähigkeiten ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die Macht des Guten durch seine Familie und letztlich durch ihn wirkt.
Die Macht des Guten zu hinterfragen, wäre Shaan zweifellos auch wie ein Sakrileg erschienen – eine göttliche Kraft hat ihm einen Teil ihrer Macht verliehen und eine Aufgabe erteilt, wie könnte er es da wagen, von ihr zu fordern, sich ihm ausführlich zu erklären?