Wenn Kollegen oder Schüler heutzutage erfahren, dass ich Romane schreibe, so stellen sie mir fast immer die gleiche Frage: „Wieso unterrichten Sie nicht Deutsch, wenn Sie so sehr an Geschichten interessiert sind?“
Tatsächlich gebe ich die Fächer Biologie und Chemie, was doch stets für Überraschung sorgt. Allerdings verlief mein Leben bereits häufiger abseits eines geradlinigen Pfades, was sich auch in dieser Hinsicht zeigt.
Ich wurde am 30.10.1970 in Celle geboren und entwickelte schon in frühester Kindheit eine große Faszination für Science-Fiction- und später auch für Fantasy-Geschichten. Mit elf Jahren begann ich dann, eigene kleine Romane zu verfassen. Damit einher ging eine zunehmende Begeisterung für die Naturwissenschaften, da gerade SF-Literatur einen fast zwangläufig auf die Fragen bringt, was denkbar und machbar ist und wie letztlich die Grundlage des Universum aussehen könnte.
Nach dem Abitur, das ich 1990 am Hermann-Billung-Gymnasium in Celle ablegte, prägte dies auch die Wahl meiner Studienfächer. Schwieriger war für mich die Entscheidung zu treffen, ob ich nicht eine rein wissenschaftliche Laufbahn einschlagen sollte. Letztlich habe ich mich dagegen entschieden, und stattdessen ein Studium des Lehrerberufs begonnen – immerhin mit naturwissenschaftlichen Fächern -, denn ich liebe es nicht nur, mir naturwissenschaftliches Wissen anzueignen, sondern ebenso viel Freude bereitet es mir, dieses Wissen mit anderen zu teilen.
Während des Studiums ließ ich die Schriftstellerei für eine Weile ruhen, da mir leider auch wenig Zeit blieb. Zum Glück lernte ich in dieser Zeit meinen Mann kennen, der ebenfalls SF- und Fantasy-Geschichten liebt und mich immer ermutigt hat, das Schreiben als wichtigen Teil meines Lebens wiederzuentdecken und beizubehalten.
Nicht zuletzt dank seiner unermüdlichen Unterstützung begann ich im Referendariat, mich ersten, ernsthaften Projekten zu widmen. Nach dem Abschluss meine Lehrerausbildung 1997 musste ich dann erneut eine Entscheidung treffen. Sollte ich, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre, direkt in den Lehrerberuf wechseln, oder mich zunächst auf die Schriftstellerei konzentrieren?
Ich beschloss, meine ganze Kraft erst einmal aufs Schreiben zu richten, da ich befürchtete, dass mir im anstrengenden Schulalltag zu wenig Zeit und zu wenig Reserven dafür bleiben würden, und ich wollte meine Fähigkeiten erst einmal so weit verbessern, dass ich es erwägen konnte, Romane auch zur Veröffentlichung anzubieten. Die nächsten zehn Jahre beschäftigte ich mich daher ausschließlich mit meinen Geschichten, aber da ich auch das Bedürfnis zum Lehren nie verlor, betrieb ich nebenher ein kleines Nachhilfeunternehmen, sodass ich nicht gänzlich den Bezug zur Schule verlor.
Ende 2007 fühlte ich mich dann in meinem schriftstellerischen Streben so sicher, dass ich mir zutraute, Schule und Schreiben unter einen Hut bringen zu können, daher bewarb ich mich um eine Stelle. Ich erhielt erstaunlich schnell eine Zusage, und unterrichte seit Februar 2008 an einem Gymnasium in der Nähe von Frankfurt, wo ich seitdem mit meinem Mann lebe.
Man könnte sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt auf den geraden Weg zurückgekehrt bin, doch auch dem entsprossen wiederum Seitenpfade, da ich Ende 2008 mein erstes Buch, den Fantasy-Roman „Shaans Bürde“, veröffentlichen konnte. Auch im Nachhinein betrachtet war dies eine unglaublich positive Wendung, denn nun konnte ich nicht nur meine Begeisterung für die Naturwissenschaften leben und lehren, sondern ich hatte auch die Möglichkeit, mein Schreiben mehr in den Schulalltag einzubringen. Mit einer Veröffentlichung im Rücken war es nicht mehr schwer, meine Schulleitung davon zu überzeugen, dass ich gern eine Schreib-AG einrichten möchte (auch wenn mein Fach eben nicht Deutsch ist). Die AG besteht nun seit 2009 und die Arbeit dort hat mir im Besonderen gezeigt, dass es möglich ist, sein Leben gleich drei Berufungen zu widmen: Lernen, Lehren und Schreiben.