Warum ich Science-Fiction- und Fantasy-Romane schreibe? Es gibt so viele verschiedene Ansätze zum Schreiben, wie es Schriftsteller gibt. Jeder muss für sich seine eigene Stimme finden und die wird sicher sehr stark davon beeinflusst sein, aus welchen Motiven heraus jemand schreibt. Möchte jemand eine bestimmte Ideologie vermitteln, so wird seine Stimme eine andere sein, als wenn man in der Geschichte seine Faszination für ein bestimmtes Wissenschaftsgebiet einzubringen versucht oder auf den Spuren berühmter Detektive wandeln möchte.
Meine zentrale Motivation besteht darin, Menschen in extremen Situationen zu beschreiben. Mich hat schon immer die Frage fasziniert, was Charaktere, die bei starkem Druck vollkommen zusammenbrechen, von jenen unterscheidet, die lernen, wachsen und reifen. Als hoffnungsloser Optimist werde ich dabei stets versuchen, meine Protagonisten auf einem Weg zu begleiten (oder auch zu geleiten), bei dem sie eine positive Lösung ihres Konflikts für sich finden.
Dieser Grundgedanke liegt all meinen Geschichten zugrunde, aber prinzipiell könnte man Geschichten dieser Art in nahezu jedem Genre unterbringen. SF- und Fantasy-Geschichten reizen mich vor allem deshalb, weil man in solchen Geschichten nicht nur neue Figuren, sondern sogar ganze Welten neu erschaffen kann, und keine dieser Welten muss etwas mit dem normalen Alltagsleben zu tun haben. Das ist für mich unglaublich spannend, schließlich erlebe ich den Alltag ständig. Beim Lesen und Schreiben möchte ich deshalb Dinge entdecken, die sonst in meinem Leben nicht enthalten sind, und ich möchte meine Gedanken an ferne Orte schicken, die letztlich erst in meiner Fantasie zu existieren beginnen.
Es ist ein Spiel mit Möglichkeiten und auch ein wundervoller Ausdruck von Kreativität, wenn man spürt, wie sich in der eigenen Vorstellung eine neue Welt zu formen beginnt. Ich empfinde das als so faszinierend, dass ich mir tatsächlich nicht einmal vorstellen könnte, meinen beiden Genres untreu zu werden. Geschichten in der normalen Alltagswelt zu beschreiben käme mir dagegen so vor, als wäre ich ein Maler, der bereits das Bild eines anderen Künstlers vor sich hat und nur noch einige wenige Figuren in eine bestehende Landschaft einfügt, und das genügt mir nicht. Ich möchte die weiße Leinwand selbst mit Farben und Formen füllen und sie ganz nach meiner Vorstellung gestalten.