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Month: März 2015
Veränderter Blickwinkel - März 16, 2015 by Susanne Gavénis

INI_Logo_kleinIch weiß nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein soll. Gestern Abend lief im Fernsehen einer meiner Lieblingsfilme meiner Jugend, den ich seit mindestens 25 Jahren nicht mehr gesehen hatte, und zwar „Die Schrecken der Medusa“. Ich war mehr als gespannt, ob sich mein positiver Eindruck von damals bestätigen würde oder ob der Zahn der Zeit unerbittlich auch an diesem Filmjuwel genagt hatte (so wie an dem guten alten „Tauchfahrt des Schreckens“, den ich mal als Acht- oder Neunjährige im Fernsehen gesehen hatte und damals grandios fand. 30 Jahre später wäre ich dagegen vor Entsetzen beinahe von meinem Sofa gekippt, als ich mir den Film erneut zu Gemüte geführt habe – und das nicht, weil er so schön gruselig war).

Den „Schrecken der Medusa“ habe ich immer als einen der besten phantastischen Filme der 70er Jahre empfunden (und für alle, die ihn nicht kennen: Es geht darin um einen Mann, der glaubt, mit der Kraft seiner Gedanken und Wünsche Katastrophen auslösen zu können. Die Geschichte wird zum großen Teil in Rückblenden erzählt, die verschiedene Lebensstationen dieses Mannes von der Kindheit bis zur Gegenwart beleuchten.).

Traurig für mich war, dass der Film auf Tele5 gezeigt wurde und dort in einer Reihe mit solchen erzählerischen Kleinoden wie „Sharknado“ und dem „Angriff der Killertomaten“ stand (was erst mal kein gutes Zeichen war). Gefreut habe ich mich dagegen, als ich feststellen musste, dass die Geschichte um John Morlar (genial besetzt mit Richard Burton) nicht das Geringste an Qualität eingebüßt hatte und ich im Gegenteil heute als Erwachsene ganz andere Aspekte wahrgenommen hatte als damals als Jugendliche.

Auch wenn es niemals offen ausgesprochen wird, hatte ich doch das Gefühl, dass die Geschichte neben der offensichtlichen Handlung noch andere, unterschwellige Ebenen und Aussagen besaß (Stephen King würde jetzt wohl von „Subtexten“ sprechen), über die ich nach dem Ende des Films noch einige Zeit nachgedacht und diskutiert habe. Der ganze Subtext einer umfassenden Gesellschafts- und Zivilisationskritik (auf den sich, denke ich, auch der doppeldeutige Titel bezieht) war mir als Jugendliche so ziemlich komplett entgangen. Wer also den Film ebenfalls kennt, kann mir gerne seine Eindrücke mitteilen. Es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass ein Film über weite Strecken völlig ruhig und ohne Action auskommt und – zumindest mich – trotzdem zu fesseln vermag (ganz im Gegensatz zu den meisten modernen Blockbustern, deren Handlung ich bereits zu vergessen beginne, wenn der Abspann über den Bildschirm läuft).

Donald als Lehrmeister - März 8, 2015 by Susanne Gavénis
INI_Logo_klein Es gibt doch nichts, wovon ein Autor nicht lernen könnte! Einer der zentralen Aspekte von Geschichten ist ja der konflikthafte Aufbau der Handlung, wobei sich dieser Konflikt vom Beginn bis zum Schluß immer mehr zuspitzen und am Ende in einen fulminanten Höhepunkt münden sollte. Sehr vieles, was ich um mich herum wahrnehme, klopfe ich aus diesem Grund darauf ab, ob und in welcher Form es einen Konflikt gibt und was ich daraus für meine eigenen Geschichten lernen kann.
Als eine nahezu unerschöpfliche Quelle für eine vorbildliche Eskalation von Konflikten, bei denen sich die Konfliktspirale schneller und schneller dreht, bis es schließlich zur völligen Katastrophe kommt, haben sich dabei überraschenderweise die Geschichten mit dem guten alten Donald Duck erwiesen. Wenn Donald wieder einmal mit seinem Nachbar Zorngiebel (ich liebe diesen Namen!) wegen einer völligen Banalität in Streit gerät und am Ende beide Häuser in rauchenden Trümmern liegen, ist das ein unverwässerter Konflikt in Reinform, der – von der Struktur her – dem Aufbau jedes Spannungsromans in Nichts nachsteht.
Gerade die letzte Geschichte mit Donald und Zorngiebel, die ich gelesen habe, fand ich einfach köstlich. Wenn beide zum Zwecke des Abbaus ihres Aggressionspotenzials zur gleichen Zeit einen Urlaub im Kloster machen und sich – um das Schweigegebot der Mönche nicht zu brechen – schön geräuschlos gegenseitig an die Gurgel gehen, weil sie dem jeweils anderen seinen Erfolg beim Meditieren nicht gönnen, bis sie von den friedliebenden Mönchen hochkant hinausgeworfen werden, ist das sowohl witzig als auch gut konzipiert (ganz zu schweigen von den vielen Geschichten, in denen Donald am Ende – von einem aufgebrachten Mob gejagt – wieder einmal nach Timbuktu flüchten muss). Jedem, der etwas über die Konfliktdynamik eines schnell eskalierenden heißen Konflikts lernen möchte, kann ich deshalb Donald Duck nur wärmstens empfehlen!
Junge Helden - März 5, 2015 by Susanne Gavénis
 INI_Logo_kleinSeufz! Langsam merke ich, dass der Zahn der Zeit auch an mir zu nagen beginnt. Das fällt mir immer dann besonders auf, wenn sich meine Wahrnehmung auf die Dinge in meinem Leben mit einem Mal verändert hat und meine Bewertungen von Menschen und Ereignissen plötzlich andere sind als früher. Momentan geht mir das bei vielen Filmen und Serien so, die ich im Fernsehen schaue, so z.B. die neue „Flash“-Serie oder auch die Marvel-Comics-inspirierte Serie „Agents of S.H.I.E.L.D..
Helden, die ich früher einfach nur cool fand und bei denen ich insgeheim dachte: „Boah, sind die aber erwachsen!“, würde ich heute viel lieber ein Eis spendieren und sie fragen, ob ihre Mutti auch weiß, was sie da für wilde Sachen treiben. Gerade der „Flash“-Protagonist Barry wirkt auf mich derart jung und so gar nicht erwachsen, dass ich das Gefühl habe, er könnte genauso gut in meinen Bio- und Chemieklassen als einer meiner Schüler vor mir sitzen – was natürlich meiner Identifikation mit ihm zuweilen ein wenig abträglich ist. Das wäre vor 20 Jahren sicherlich kein Problem gewesen.
Relativierend muss ich allerdings sagen, dass ich bei meinen eigenen Romanen nach wie vor am liebsten die etwa 16jährigen Teenies als Protagonisten verwende, weil in dieser Zeit in meinen Augen einfach die interessantesten Konflikte für die Figuren möglich sind. Einerseits sind sie keine Kinder mehr, die von mächtigen Elternfiguren beschützt werden müssen, andererseits stehen sie aber auch noch nicht so fest im Leben wie etwa ein 40jähriger Berufssöldner, dem keine menschlichen Abgründe mehr fremd sind. Das bietet vielfältige Möglichkeiten für innere und äußere Konflikte, die Erwachsene in dieser Form schon lange hinter sich gelassen haben (auch wenn bei denen natürlich andere Arten von Konflikten dazu kommen – zu deren Bewältigung ihnen aber ganz andere lebensgeschichtlich gewachsene Ressourcen zur Verfügung stehen als Teenagern, die vor ein paar Jahren noch mit ihren Playmobil-Figuren gespielt haben).
Auch wenn sich also mein Blick auf die jugendlichen Serienhelden von heute ein wenig gewandelt hat, ist mir diese Art von Figuren immer noch tausend Mal lieber als ein grimmiger Schwarzenegger mit dicken Wummen, der ganz entspannt die Bösewichte im Dutzend niedermäht und danach gemütlich mit seinen Kumpels ein Bierchen schlürft. Solche Protagonisten sind, denke ich, niemals interessant, egal wie alt man wird.
Susanne Gavénis

Susanne Gavénis

Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten, erzähle ich Ihnen gern von meinem Leben, und warum ich schreibe. Natürlich können Sie auch Kontakt mit mir aufnehmen. Vielen Dank.