Seufz! Langsam merke ich, dass der Zahn der Zeit auch an mir zu nagen beginnt. Das fällt mir immer dann besonders auf, wenn sich meine Wahrnehmung auf die Dinge in meinem Leben mit einem Mal verändert hat und meine Bewertungen von Menschen und Ereignissen plötzlich andere sind als früher. Momentan geht mir das bei vielen Filmen und Serien so, die ich im Fernsehen schaue, so z.B. die neue „Flash“-Serie oder auch die Marvel-Comics-inspirierte Serie „Agents of S.H.I.E.L.D..
Helden, die ich früher einfach nur cool fand und bei denen ich insgeheim dachte: „Boah, sind die aber erwachsen!“, würde ich heute viel lieber ein Eis spendieren und sie fragen, ob ihre Mutti auch weiß, was sie da für wilde Sachen treiben. Gerade der „Flash“-Protagonist Barry wirkt auf mich derart jung und so gar nicht erwachsen, dass ich das Gefühl habe, er könnte genauso gut in meinen Bio- und Chemieklassen als einer meiner Schüler vor mir sitzen – was natürlich meiner Identifikation mit ihm zuweilen ein wenig abträglich ist. Das wäre vor 20 Jahren sicherlich kein Problem gewesen.
Relativierend muss ich allerdings sagen, dass ich bei meinen eigenen Romanen nach wie vor am liebsten die etwa 16jährigen Teenies als Protagonisten verwende, weil in dieser Zeit in meinen Augen einfach die interessantesten Konflikte für die Figuren möglich sind. Einerseits sind sie keine Kinder mehr, die von mächtigen Elternfiguren beschützt werden müssen, andererseits stehen sie aber auch noch nicht so fest im Leben wie etwa ein 40jähriger Berufssöldner, dem keine menschlichen Abgründe mehr fremd sind. Das bietet vielfältige Möglichkeiten für innere und äußere Konflikte, die Erwachsene in dieser Form schon lange hinter sich gelassen haben (auch wenn bei denen natürlich andere Arten von Konflikten dazu kommen – zu deren Bewältigung ihnen aber ganz andere lebensgeschichtlich gewachsene Ressourcen zur Verfügung stehen als Teenagern, die vor ein paar Jahren noch mit ihren Playmobil-Figuren gespielt haben).
Auch wenn sich also mein Blick auf die jugendlichen Serienhelden von heute ein wenig gewandelt hat, ist mir diese Art von Figuren immer noch tausend Mal lieber als ein grimmiger Schwarzenegger mit dicken Wummen, der ganz entspannt die Bösewichte im Dutzend niedermäht und danach gemütlich mit seinen Kumpels ein Bierchen schlürft. Solche Protagonisten sind, denke ich, niemals interessant, egal wie alt man wird.