Es gibt doch nichts, wovon ein Autor nicht lernen könnte! Einer der zentralen Aspekte von Geschichten ist ja der konflikthafte Aufbau der Handlung, wobei sich dieser Konflikt vom Beginn bis zum Schluß immer mehr zuspitzen und am Ende in einen fulminanten Höhepunkt münden sollte. Sehr vieles, was ich um mich herum wahrnehme, klopfe ich aus diesem Grund darauf ab, ob und in welcher Form es einen Konflikt gibt und was ich daraus für meine eigenen Geschichten lernen kann.
Als eine nahezu unerschöpfliche Quelle für eine vorbildliche Eskalation von Konflikten, bei denen sich die Konfliktspirale schneller und schneller dreht, bis es schließlich zur völligen Katastrophe kommt, haben sich dabei überraschenderweise die Geschichten mit dem guten alten Donald Duck erwiesen. Wenn Donald wieder einmal mit seinem Nachbar Zorngiebel (ich liebe diesen Namen!) wegen einer völligen Banalität in Streit gerät und am Ende beide Häuser in rauchenden Trümmern liegen, ist das ein unverwässerter Konflikt in Reinform, der – von der Struktur her – dem Aufbau jedes Spannungsromans in Nichts nachsteht.
Gerade die letzte Geschichte mit Donald und Zorngiebel, die ich gelesen habe, fand ich einfach köstlich. Wenn beide zum Zwecke des Abbaus ihres Aggressionspotenzials zur gleichen Zeit einen Urlaub im Kloster machen und sich – um das Schweigegebot der Mönche nicht zu brechen – schön geräuschlos gegenseitig an die Gurgel gehen, weil sie dem jeweils anderen seinen Erfolg beim Meditieren nicht gönnen, bis sie von den friedliebenden Mönchen hochkant hinausgeworfen werden, ist das sowohl witzig als auch gut konzipiert (ganz zu schweigen von den vielen Geschichten, in denen Donald am Ende – von einem aufgebrachten Mob gejagt – wieder einmal nach Timbuktu flüchten muss). Jedem, der etwas über die Konfliktdynamik eines schnell eskalierenden heißen Konflikts lernen möchte, kann ich deshalb Donald Duck nur wärmstens empfehlen!