Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein soll. Gestern Abend lief im Fernsehen einer meiner Lieblingsfilme meiner Jugend, den ich seit mindestens 25 Jahren nicht mehr gesehen hatte, und zwar „Die Schrecken der Medusa“. Ich war mehr als gespannt, ob sich mein positiver Eindruck von damals bestätigen würde oder ob der Zahn der Zeit unerbittlich auch an diesem Filmjuwel genagt hatte (so wie an dem guten alten „Tauchfahrt des Schreckens“, den ich mal als Acht- oder Neunjährige im Fernsehen gesehen hatte und damals grandios fand. 30 Jahre später wäre ich dagegen vor Entsetzen beinahe von meinem Sofa gekippt, als ich mir den Film erneut zu Gemüte geführt habe – und das nicht, weil er so schön gruselig war).
Den „Schrecken der Medusa“ habe ich immer als einen der besten phantastischen Filme der 70er Jahre empfunden (und für alle, die ihn nicht kennen: Es geht darin um einen Mann, der glaubt, mit der Kraft seiner Gedanken und Wünsche Katastrophen auslösen zu können. Die Geschichte wird zum großen Teil in Rückblenden erzählt, die verschiedene Lebensstationen dieses Mannes von der Kindheit bis zur Gegenwart beleuchten.).
Traurig für mich war, dass der Film auf Tele5 gezeigt wurde und dort in einer Reihe mit solchen erzählerischen Kleinoden wie „Sharknado“ und dem „Angriff der Killertomaten“ stand (was erst mal kein gutes Zeichen war). Gefreut habe ich mich dagegen, als ich feststellen musste, dass die Geschichte um John Morlar (genial besetzt mit Richard Burton) nicht das Geringste an Qualität eingebüßt hatte und ich im Gegenteil heute als Erwachsene ganz andere Aspekte wahrgenommen hatte als damals als Jugendliche.
Auch wenn es niemals offen ausgesprochen wird, hatte ich doch das Gefühl, dass die Geschichte neben der offensichtlichen Handlung noch andere, unterschwellige Ebenen und Aussagen besaß (Stephen King würde jetzt wohl von „Subtexten“ sprechen), über die ich nach dem Ende des Films noch einige Zeit nachgedacht und diskutiert habe. Der ganze Subtext einer umfassenden Gesellschafts- und Zivilisationskritik (auf den sich, denke ich, auch der doppeldeutige Titel bezieht) war mir als Jugendliche so ziemlich komplett entgangen. Wer also den Film ebenfalls kennt, kann mir gerne seine Eindrücke mitteilen. Es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass ein Film über weite Strecken völlig ruhig und ohne Action auskommt und – zumindest mich – trotzdem zu fesseln vermag (ganz im Gegensatz zu den meisten modernen Blockbustern, deren Handlung ich bereits zu vergessen beginne, wenn der Abspann über den Bildschirm läuft).