Und schon wieder habe ich mir eine Kurzgeschichten-Anthologie auf meinen Ebook-Reader heruntergeladen. Diesmal ist es eine Sammlung von unheimlichen Geschichten von Robert E. Howard, dem Erfinder des guten alten Conan. Interessanterweise hat Howard noch eine Menge mehr zu bieten als barbarische Schwertkämpfe (was ich bisher – ich muss es zugeben – eigentlich nicht gedacht habe) und sich in der Horrorliteratur-Szene zur Zeit H.P.Lovecrafts durchaus einen Namen gemacht. Allerdings geht es in seinen Gruselgeschichten gerne auch mal etwas rustikaler zur Sache, und der Held benutzt zur Bekämpfung des Bösen statt Weihwasser und Kruzifix öfter mal eine .45er oder steigt lieber gleich zu einem zünftigen Ringkampf mit Werwölfen oder dämonischen Troglodyten in die Arena. Überhaupt scheint Howard dem metaphysischen Aspekt von Gespenstergeschichten ein wenig abhold zu sein.
Das merkt man besonders an seiner Version des Kleinen Volkes aus den irischen Sagen und Legenden, die bei Howard (was ich schade finde) nicht mehr als die degenerierten Nachkommen primitiver Urzeitbewohner sind, die sich vor Jahrtausenden in finsteren Höhlen verkrochen haben und mittlerweile kaum mehr menschliche Züge besitzen. Da bleibt von der bunten Vielfalt der irischen Mythologie leider nicht mehr viel übrig – was umso bedauerlicher ist, da Howard dieses Konzept gleich in mehreren seiner Geschichten aufgreift. Trotzdem lesen sich diese Geschichten erstaunlich frisch und sind im Vergleich zu denen anderer Autoren aus dieser Zeit (um die 1930er herum) recht wenig angestaubt, wenn auch teilweise politisch nicht mehr wirklich korrekt. Wenn eine seiner Storys in Afrika spielt, kann man getrost davon ausgehen, dass irgendwann ein Aufstand der schwarzen Wilden stattfindet, die von irgendeinem dämonischen Affengott oder sonstigen Unhold gegen die weißen Siedler aufgestachelt worden sind – könnte man sicherlich in dieser Form heutzutage nicht mehr veröffentlichen, wer sich allerdings darauf einlässt und es als einen literarischen Spiegel des damaligen Zeitgeistes akzeptiert, kann trotzdem noch seinen Spaß damit haben.