INI_Logo_kleinWie schnell doch die Zeit vergeht! Gestern Abend habe ich mir die Verfilmung von Orson Scott Cards Roman „Das große Spiel“ (bzw. „Ender’s Game“) auf DVD angeschaut und staunend festgestellt, dass es bereits über 20 Jahre her ist, dass ich die Geschichte gelesen habe.

Als der Film in die Kinos kam, war ich doch sehr verwundert, warum es ausgerechnet dieser Roman nach all den Jahren plötzlich doch noch auf die Leinwand geschafft hat, da ja gerade bei Science Fiction-Geschichten der Zahn der Zeit oft gnadenlos an der Story nagt und Ideen, die vor zehn oder zwanzig Jahren originell und visionär waren, mit einem Mal altbacken und überholt wirken. Um so mehr hat es mich gefreut, dass „Ender’s Game“ als Film noch immer frisch und modern wirkt und die Geschichte auch nach so langer Zeit nichts an Qualität eingebüßt hat. Die Story um den jungen Ender Wiggin, der als hoch begabter Stratege auf der Militärakademie dazu herangezogen wird, eine potenzielle Alien-Invasion abzuwehren und glaubt, sich mit Videospielen bzw. taktischen Simulationen auf den Kampf vorzubereiten, während er in Wahrheit mit der echten Angriffsflotte der Erde den Heimatplaneten der „Krabbler“ zerstört, ist vor allem im Hinblick auf die moralischen und philosophischen Fragen, die die Handlung aufwirft, heute noch genauso aktuell wie 1986, als der Roman erschien.

Es ist schön, dass der Film sich nicht – wie es durchaus möglich gewesen wäre – auf oberflächliche Effekte und Action verlässt (und damit den Intentionen des Autors Gewalt angetan hätte!), sondern sich eng an den Roman hält und das Thema Genozid und moralische Verantwortung ebenso wie dieser ins Zentrum rückt. Da habe ich doch glatt Lust bekommen, „Das große Spiel“ und seine Nachfolgeromane noch einmal zu lesen (zumal Orson Scott Card ohnehin ein sehr guter SF-Autor ist – trotz seiner bedauerlichen Eigenschaft, manche Geschichten einfach nicht richtig zum Ende kommen lassen zu können und erst aufgrund des Protests seiner enttäuschten Leser noch eine Fortsetzung zu schreiben (bei der er es dann auch nicht hinbekommt, weil er nach eigenem Bekunden gar nicht verstanden hat, warum die Leser denn mit dem letzten Ende überhaupt ein Problem hatten)). Aber ein guter Autor bleibt ein guter Autor, der sich von solchen Kleinigkeiten nicht anfechten lässt!

26.04.2015 um 20:07 von Susanne Gavénis
Kategorie: Rund um Geschichten